Der zweite Teil - der Doppelschlacht

Ein kalter dunkler Morgen. Das schwache Licht der Oktobersonne dringt nur sehr langsam durch den dichten Nebel, der nicht nur dick im Saaletal liegt, sondern auch die Höhen über Jena einhüllt.

Jacob Brander steht frierend bei seinem Kameraden an der Waldecke südlich von Closwitz. Auch gestern gab es nichts zu essen. Das Knurren des Magens übertönt die dumpfen Geräusche, die ab und an von Landgrafenberg herüber kommen, oder zumindest aus der Richtung, in der er den Landgrafenberg, in der sich lichtenden Dunkelheit, vermutet. Die brennenden Augen Jacob’s glauben Schatten zu sehen, die sich rechts von ihm schemenhaft, immer wieder von Nebelschaden verdeckt, bewegen. Er stößt seinen Kameraden an, der auf einem, auf dem Boden liegenden Ast sitzt, den Oberkörper gegen die angewinkelten Beine gepresst, die Armee um die Knie geschlungen. „Da schau“ murmelt Jacob. Doch er bekommt nur ein mürrisches Grummeln zu hören.

Schüsse fallen. Recht klar und scharf klingen sie. Das ist nicht weit weg. Mit dem Aufblitzen von Mündungsfeuern von Kanonen, in dem sich lichtenden Nebel, werden die Schatten mehr und mehr, bewegen sich schneller und sind fremde Kommandos von allen Seiten zu hören.

Jacobs klamme Hand packt die Schulter seines Kameraden und zieht ihn mit. „Weg!“. Mit steifen Gliedern laufen sie Richtung Closwitz, dort wo ihre Kompanie ist. Die Schlacht von Jena hat begonnen …

… doch das war vor so vielen Jahren, das ich den Blog nicht mehr finde.

Diesmal ging es um den zweiten Teil der Doppelschlacht im Oktober 1806: Auerstedt

Tobias und ich haben das Vorgeplänkel beiseite gelassen.

Generalleutnant Friedrich Wilhelm Carl Graf von Schmettau steht mit seinen beiden Infanteriebrigaden vor Hassenhausen, seine beiden Kavalleriebrigaden am rechten Flügel, die Kavallerie des Generalleutnants Gebhard Leberecht von Blücher, Fürst von Wahlstatt links.

Generalleutnant Leopold Alexander von Wartensleben ist mit seiner Division auf dem Marsch zum Schlachtfeld vor Poppeln, wird aber von dem Troß, der sich vor Poppeln und Gernstadt befindet behindert.

In und um Hassenhausen hat sich die französische Division unter General Charles Étienne Gudin de La Sablonnière, als Spitze des III. französischen Korps, unter der wachsamen Führung von Marschall Louis-Nicolas Davout, in Stellung gebracht.

Doch auch dieser Tag beginnt nicht richtig gut für die Preussen. Die beiden Kavalleriebrigaden Schmettau’s, verlassen vom Oberkommandierenden Herzog KARL WILHELM FERDINAND VON BRAUNSCHWEIG und ihrem Divisionskommandeur, verweigern jede Bewegung! (viele die ein Spiel mit zwei Doppeleins beginnen, beenden das Spiel vor dem dritten Wurf :o) ). Und Blücher? Blücher greift nicht an! Das ist schlimmer als Doppeleins! Die Preussen sind sehr vorsichtig und begnügen sich mit einem Feuerkampf mit den französischen Truppen in und um Hassenhausen. Nur die Irwing‘s Dragoner versuchen nun rechts die Linie der Franzosen zu überflügeln. Die Infanteriebrigaden Wartensleben‘s kommen im Zentrum an, die Kürassierbrigade Quitzow sieht allerdings keinen Grund zur Eile und verbleibt vor Gernstadt.

Weitere Verstärkung der Preussen lässt sich nicht blicken. Aber Davouts zweite Division, unter Louis Friant, und seine Korpstruppen erscheinen auf dem Spielfeld. Friant bezieht links von Gudin Stellung und drängt Irwing‘s Dragoner aus der Flanke. Und Blücher? Blücher greift nicht an!

Davout‘s Reiter begeben sich an den rechten französischen Flügel um gegen Blücher zu verstärken. Dort noch nicht angekommen betritt auch die dritte Division Davout’s das Spielfeld und positioniert sich als zweites Treffen. Gerade rechtzeitig, denn die Infanteriebrigaden Schimansky und Wedel werfen die Franzosen unter Gautier aus Hassenhausen. Doch Davout kann sein Zentrum stabilisieren, da die Preussen, mit dem Besitz von Hassenhausen, erst einmal glücklich erscheinen.

Weitere Verstärkung der Preussen lässt sich nicht blicken. Und Blücher? Blücher schaut zu, wie die französische Artillerie vor ihm in Stellung gebracht wird, und greift, nach 3 1/2 Stunden, erfolglos an!

Die Infanteriebrigaden Renouard und Aversleben werfen die Franzosen aus dem Wäldchen rechts von Hassenhausen, das in den nächsten Runden noch öfters den Besitzer wechselt.

Davout hat seine schwere Artillerie vor Hassenhausen in Stellung gebracht und die bislang glücklichen preussischen Verteidiger beginnen unter diesem Feuer übel zu leiden. Morant‘s Division begibt sich an den schwachen linken Flügel der Preussen, um dort das Ende der Schlacht herbeizuführen. Doch Blücher zeigt nun mehr Selbstvertrauen und wirft Debilly’s Brigade zurück. Und siehe da, nun zeigt sich auch die Kürassierbrigade Quitzow gewillt an der Schlacht teilzunehmen, immerhin noch rechtzeitig um Davout’s Reiterei, die sich um Spielberg herumgeschlichen und einen Batterie umgeritten hat, von weiteren Übeltaten abzuschrecken.

Nach langem Warten kommt endlich auch Prinz Wilhelm Friedrich von Oranien-Nassau und das Reservekorps unter Friedrich Adolf Graf von Kalckreuth auf das Schlachtfeld. Doch zu spät. Mit einem Angriff von Gautier werden die vom Artilleriefeuer geschwächten Preussen aus Hassenhausen vertrieben und während die Preussen ihre Stellung im Wäldchen behaupten. Die preussische Reserve kann nicht mehr in das Gefecht eingreifen.

Nach gut sieben Stunden Spielzeit endet das Spiel ohne das eine der beiden Seiten weit über ihre Anfangsposition hinaus gekommen wäre.

Die Franzosen haben etwa 10% ihrer Truppen verloren. Die Verluste der Preussen waren etwa doppelt so groß, verglichen mit der Armeegröße allerdings auch bei ca. 10%.

Auerstedt hatte für mich immer einen besonderen Reiz, da ich nicht wusste, wie man dieses Szenario spielen soll, ohne das Regelwerk verbiegen zu müssen, um einen historischen Verlauf zu haben. Mit Age of Eagles hat dies gut funktioniert, ohne Sonderegeln einzuführen.

Unser Spiel hat ein wenig „gelitten“, da beide Spieler recht vorsichtig agiert haben. Ein wildes Anrennen auf den Gegner hat nicht stattgefunden. Die Hälfte der preussischen Armee kam nicht zum Einsatz, weil ihr Erscheinen erst spät „erwürfelt“ wurde (durchaus historisch).

 

Das Age of Eagles Szenario ist aus PIMM Szenarienband („Power is my Mistress ...“, gibt es in der Napoleonic Fire&Fury Yahoo!-Group zum down load) entnommen. Gespielt wurde sieben Stunden, in denen 14 Spielrunden (sieben "historische" Stunden) absolviert wurden, ein gutes Ergebnis, das Spaß auf das nächste Szenario macht.

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