Rom sehen und sterben

 

Es soll nach Rom zur ITC gehen. Der am Vortag angekündigte Flugpilotensteik war vor dem Abflug meiner Maschine beendet, somit stand der planmäßigen Reise nach Rom nichts im Wege. Mit dabei sind die frisch bemalten Ungarn und ihre weniger frisch bemalten polnischen Verbündeten.

 

1 Einheit ungarische Ritter (die schwarzen Reiter der scharzen Armee)

1 Einheit Szekler Kavallerie (die gute Kavallerie aus der Pusta)

2 Einheiten ungarische Kavallerie (die andere Kavallerie aus der Pusta)

2 Einheiten ungarische leichte Kavallerie (die, die man mitnehmen muss)

2 Einheiten Clipeati/Armati (deutsche, österreichische und böhmische Söldner)

1 Einheit ungarische leichte Bogenschützen zu Fuß

1 Einheit Mob (die üblichen, zum Kampf gepressten Bauern)

2 Einheiten polnische Ritter (mit schwergepanzerten Rittern in der Frontreihe und Armbrustschützen dahinter).

Gruppenfoto - Germany
Gruppenfoto - Germany

Mit Sebastian, Sven, Ferdi, Thomas, Martin und mir sind sechs KOMICON Mitglieder am Start, wenn auch nicht in einem Team. Verstärkt werden wir von Alex und Tim.

 

Bis um 08:00 Uhr sind alle in der gemeinsamen Unterkunft angekommen und der Abend wird mit den üblichen Schwätzchen in dem Restaurant der Unterkunft beendet.

 

Samstag morgens geht es mit der Metro auf die andere Seite des Tibers und zu Fuß, mit einem Frühstücksstop an einem Kiosk, zum Veranstaltungsort. Dieser liegt in einer Liegenschaft der italienischen Marine. Irgendwie scheinen schon alle Teams anwesend zu sein. Seltsam das die Deutschen mal die Letzten sind. Nach einem kurzen Hallo bei den bekannten Gesichtern geht es an den Start der ersten Runde. Zusammen mit Sebastian, Sven und Tim bilden wir GERMAY 1.

 

In der ersten Runde wurden wir USA 1 zugelost. Ich trete gegen Dan mit seinen Osmanen an.

Dan gewinnt die Geländewahl und will auch ordendlich Gelände auf dem Tisch haben. Rechts in meinem Aufstellungsbereich habe ich eine Senke und weiter Geländeteile befinden sich am rechten Spielfeldrand. Links vor meinen Aufstellungsbereich ist ein steiler Hügel und im Zentrum liegt ein offenes Feld. Letzteres wird ein genialer Aufmarschpunkt für die osmanischen Janitscharen sein. Deshalb bleibe ich davon fern und platziere meine Polen mit Abstand, dass sie das Heraustreten der Janitscharen aus dem Geländeteil unterbinden können. Meine Söldner sollen rechts am offenen Gelände vorbei, auf die freie Fläche zum gegnerischen Lager hin, angreifen, die Flanken von Rittern und Reitern geschützt. Gegen die linke Flanke sichert eine Kavallerieeinheit, die Szekler stehen in Reserve, die leichten Truppen gehen nach vorne, um den Vormarsch der Osmanen zu verzögern und der Mob wir in der Senke versteckt.

 

Wie erwartet kommt Dan mit den Janitscharen durchs Gelände, meine Plänkler fallen zurück. In der Lücke befinden sich osmanische Reiter mit ihren verbündeten kroatischen Rittern. An den Flanken rücken osmanische Reiter vor, die mir an Qualität überlegen sind. Ich ziehe meine Ritter auf die rechte Flanke, um den Druck von meinen Reitern zu nehmen, was nicht ganz gelingt, da die leichten Reiter im Gelände operieren, in das ich mit meinen Rittern nicht hinein will. Ich entschliesse mich den Mob aus seinem Loch zu holen und gegen die leichten Truppen an der rechten Flanke zu führen. Die Fernkampfmöglichkeiten der Osmanen reichen nicht aus, um den Mob zu gefährden. Nach dem die Janitscharen ihr Zentrum gesichert haben gefällt mir die Lage auf meiner linken Flanke und meinem Zentrum nicht mehr

 

Ich kann nicht mehr weiter im Zentrum vorrücken ohne die Flanke meiner Söldner zu gefährden. Daher entschliesse ich mich die linke Flanke aufzugeben und die Front zu verkürzen. Eine Einheit Polen wir sich opfern müssen, um den Abzug der anderen Truppen zudecken.

An der rechten Flanke zeigt der Mob Wirkung. Aus dem Ausweichen der Osmanen wird ein Rückzug. Kurz vor dem Ende des Tisches müssen sie allerdings wieder den Kampf aufnehmen. Und dies erfolgreich, im Gegensatz zu mir. Bisher hatten wir uns in den Fernkämpfen kaum etwas getan. Doch nun werden die Osmanen gut. Eine Kavallerieeinheit lässt sich nach heftigen Beschuss osmanischer Bögen und Handfeuerwaffen nicht mehr sammeln und flieht. Damit hat mein Mob überhaupt nicht gerechnet und wird mit einer Doppel Eins fragmentet. Gleichzeitig geht rechts davon meine leichten Reiter gegen poor leichte Infanterie unter (nein er war nicht besser) und fliehen durch den Mob, der nun sympathiehalber mitgeht. Damit habe ich keine rechte Flanke mehr. Zum Glück hatte ich bereits begonnen Einheiten aus der Flanke und dem Zentrum zu verlagern.

 

Durch ihre Befehlshaber angespornt sind sie schnell genug, um den Kollaps meiner rechten Flanke zu verhindern. Inzwischen leiden die Söldner am Gelände unter dem schweren Beschuss der Janischaren. Ich frage mich, für was ich Rüstung bezahlt habe, denn die Würfeleregebnisse meines Gegenübers bringen mich mehr als nur zum Schwitzen. Nahezu planmäßig gehen aber die Polen unter, die den Abzug der Truppen aus der Flanke und dem Zentrum decken. Frustriert über meine miese Würflerei, die ich an der rechten Flanke vollzogen habe, starte ich, gar nicht von Turnier- und Teamgeist geprägt, links einen letzten (Frust-) Angriff gegen eine leichte osmanische Reiterei. Die Chance stehen 50/50 und siehe da, ich gewinne sogar einen Nahkampf in diesem Spiel, bevor auch diese Einheit, nun allerdings wieder mit Vorteilen, untergeht.

 

10:0 verloren. Ich hatte mich zu spät entschieden die linke Flanke aufzugeben und den Mob zu spät aus seinem Loch geholt. Ob ich damit gewonnen hätte ist fraglich, aber ohne das Würfeldisaster an der rechten Flanke wäre die Niederlage nicht so drastisch ausgefallen.

 

Mittagspause. Anders als in Deutschland geht hier die Arbeit nicht nach einer kurzen Pause weiter. Wir sind in Rom und werden von unseren Gastgebern zu einem Restaurant gefahren, in dem es italienische Küche mit beliebig Rotwein gibt. Und nach nur zweieinhalb Stunden geht es weiter.

 

Spiel 2 gegen Australien und Simon! Das freut mich doch sehr, denn immer wenn ich in Rom angetreten bin hatte ich das Vergnügen gegen Simon zu spielen (nun gut, es ist erst mein 2. Turnier in Rom, aber das mit dem Vergnügen ist ernst gemeint).

Simon tritt mit Tartaren und wie es sich für einen solchen gehört, hat er einen inspirierten Befehlshaber und wählt Steppe. Am Tisch liegt de facto kein Gelände.

 

 

Ich packe meine Söldner mit den Plänklern ins Zentrum, die Reiter und die Ritter links und rechts davon und den Mob an die linke Flanke, in der Hoffnung, dass dieser das weit entfernt Gebüsch erreicht. Wie es sich für eine plänklende Reiterarmee gehört, sind die Tartaren recht breit aufgestellt und haben leichte und schwere Reiterei lustig gemischt. Die Armee ist, mit Ausnahme einer leichten Infanterie mit Handbüchsen, komplett super(ior).

 

Nun beginnt der für den Außenstehenden langweile Part. Ich rücke mit meinen Truppen, mit Stoßrichtung feindliches Lager, vor, versuche keine offenen Flanken zu bieten und schiesse mich mit den Tartaren. Effekt zeigt dies auf beiden Seiten kaum. Simons super Truppen und ein inspired commander machen alle meine kleinen Erolge zu nichte. Ich baue mit der Bewegung meiner leichten Infanterie Mist und habe keinen Platz zum Ausweichen, sie werden aufgerieben. Simon läßt sich planmäßig nach hinten fallen wobei meine Front breiter wird. Gelegentlich bekomme ich eine seiner Reitereinheiten mit meinen Söldnern zu packen, aber Gewinn kann ich daraus nur in einem Fall erzielen.

 

 

Irgendwann preschen zwei meiner Reitereinheiten bei einem Angriff zu weit nach vorne und erhalten einen sehr bitteren Beschuss, der sie in die Flucht schlägt. Die Söldnereinheit die zwischen den beiden Reitern steht wird nun an den offenen Flanken attackiert und sucht ihr Heil ebenfalls in der Flucht. Damit habe ich kaum noch ein Zentrum und mein rechter Flügel wird nun erfolgreich von den Tartaren angegriffen. Hielten sich die Fernkampfbemühungen Simons so weit in Grenzen, zeigt er nun wie super Truppen richtig schiessen können. Meine rechte Flanke bricht und das Spiel ist verloren

 

Die Dosen geben gegenseitigen Halt
Die Dosen geben gegenseitigen Halt

Ich hätte bei der Aufstellung nicht so breit stehen sollen, um das Auseinanderziehen meiner Formation zu verhindern. Doch im Gegensatz zum ersten Spiel habe ich zumindest eine Einheit meines Gegners in die Flucht geschlagen. Schwacher Trost für den ersten Tag.

 

Zurück ins Hotel, essen, trinken, weinen, schlafen.

 

Zweiter Tag.

 

Es geht gegen Lynda. Ohne Zweifel die Grande Dame der internationalen Turnierszene und bekannter Weise die beste Geländestrickerin in dieser Galaxis. Bereits im letzten Jahr hatten wir eine kleine, unbedeutende Auseinandersetzung bei ihrem Besuch der German Open auf der Marksburg. Lynda unterstützt Neuseeland, da ein Spieler ausgefallen ist und sie „not good enough for GB“ ist. Lynda spielt mittlere Ungarn. Wie gut, das ich die weiterentwickelte Generation auf den Tisch stellen kann, wenn auch sie über mehr super Truppen verfügt wie ich.

 

Lynda positioniert ihre Ritter im Zentrum, diesen stelle ich meine ungarischen Ritter und meine Söldner entgegen. An den Flügeln hat Lynda rechts leichte Reiterei und links Kavallerie. Meine Polen stehen rechts von der Senke, der Rest meiner Reiterei am linken Flügel und in Reserve.

 

Lynda fuchtelt nicht lange und wirft ihrer Reiterei, ungeachtet des Geländes, an der linken Flanke sehr zügig nach vorne. Mit einem so entschlossenen Vorgehen habe ich nicht gerechnet. Bei meinem ersten Ausweichmanöver bringe ich schon zwei meiner Einheiten in Unordnung, super!

 

 

Nach einem kurzen und ergebnislosen Plänklergefecht wirft Lynda zwei ihrer Rittereinheiten in meinen Ritter und Speerträger. Wahrlich nicht „gentleman like“ erziele ich mit 8 Würfeln 7 Treffer auf ihre Ritter im Impact, doch Lynda zeigt sich unbeeindruckt. Im Nahkampf der gleichen Runde holt Lynda nun, im bester Maggie Thatcher Manier, das Bügeleisen aus der Handtasche. AUA! Meine Ritter und die daneben stehenden Söldner verlieren ihre Nahkämpfe (recht ordentlich) und der General, der sich bei den Söldner befand wird aus den Stiefeln gehoben. Alle! Alle Einheiten, die den fallenden General sehen, droppen beim fälligen Test und ich kann euch sagen, eine Einheit aus 12 Basen wird von vielen gesehen.

 

 

Plötzlich habe ich kein Zentrum mehr, lediglich eine Art Fragment, das in der nächsten Runde zusammenbricht. Die rechte Flanke kann ich wieder stabilisieren, aber links, wo Lynda mit ihrer super Kavallerie den Angriff ansetzte, ist nichts mehr zu holen.

 

Mit dem massiven Vorrücken der Reiterei an der linken Flanke habe ich nicht gerechnet. Rechts war der Weg für meine Polen durch die verzögernden Reiter zu weit, so das ich nicht in die gegnerischen Flanke kam, bevor mir das Zentrum geplatz ist.

 

 

Mittagspause. Anders als in Deutschland …

 

Letztes Spiel gegen Jacques aus dem Team Frankreich 2. Jacques spielt Ottomanen und neben den beiden (fast obligatorische) Janitschareneinheiten, erwarte ich wieder eine beliebige Anzahl super Reiterei. Und eigentlich habe ich keine Angst davor. Doch die Aufstellung ist etwas anders, denn Jacques hat viele kleine Infanterieeinheiten (4 Basen) in seiner Armee. Wie bei jedem Spiel gegen Osmanen habe diese ein für sie günstiges Geländeteil im Zentrum, in dem sich die kleinen Einheiten hinter dem Rücken der Janitscharen verstecken. Je ein Kavallerieflügel bewegt sich links, mit einer fetten Einheit kroatischer Ritter, und recht um die Janitscharen herum.

 

Meine Söldner sollen im Zentrum ein heraustreten der Janitscharen aus dem Gelände verhindern und die Reiter, die sich links und rechts von ihnen befinden unterstützen. An der linken Flanke beginne ich mit den polnischen Rittern und der Szekler ein Gefechtsfeldbalett, das jeder Beschreibung spottet. Wie es kommen muss endet dieses in dem ich in letzter Konsequenz einen CMT mit den Szekler versemmele und diese vorzeitig aus dem Spiel scheiden.

 

Im Zentrum wollen meine Plänkler keine Treffer erzielen. Rechts weichen die Truppen Jacques zurück und ich zeihe meine ungarischen Ritter ins Zentrum um gegen die vorrückenden Osmanen vorzugehen. Doch auch hier zeigen sich die Vorteile von super Schützen. Bereits auf große Reichweite verlieren meine ungarischen Ritter Basen durch Beschuss! Eine Einheit der polnischen Ritter stürzt sich bei erster Gelegenheit auf die näher kommenden Kroaten. Die unterstützenden Ungarn kommen zu spät und sind nun zu schwach. Nacheinander werden mir alle drei Rittereinheiten aufgerieben.

 

Nun überdenkt auch der rechte Osmanenflügel sein Handeln und wendete sich gegen meine Reiter. Der Kampf an diesem Flügel entscheidet der Osmane überraschend kurz für sich. Seine super Einheiten ringen meine ungarischen Reiter in Windeseile nieder. Somit geht auch das letzte Spiel deutlich verloren.

 

Der inkonsequente Einsatz meiner Ritter dürfte mein Hauptproblem gewesen sein. Ich hatte die Ritter „gleichmäiß verteilt“ und daher kamen sie (wenn auch ungewollt) nur scheibchenweiche zu Einsatz.

 

Meine erste ITC ist damit vorbei. Ich habe Prügel bezogen, wie in den letzten 20 Jahren nicht mehr auf einem Turnier.

 

Wer war daran schuld? Neben den Würfel (wie immer) natürlich auch ich. Die Armee kam frisch aus dem Malkasten auf die Platte. Das Koordinieren der Reiter mit den großen Infanterieeinheiten fiel schwer, die Zeit für einige Übungsspiele habe ich mir nicht genommen. Zugunsten der großen Infanterieblöcke (sehen halt cool aus) habe ich auf die Qualitätverbesserung meiner Reiter verzichtet, alle meine Gegner hatten mehr super Kavallerie und leichte Reiter und haben diese auch besser/offensiver in den Einsatz gebracht. Meine Gegner haben konsequenter die Flügel mit ihren Reitern genommen oder aufgegeben (ich mag nun mal Kavalleriearmeen, kann sie nur nicht spielen).

 

Turnierplatz
Turnierplatz

Was bleibt mir? Ein schönes Wochenende in Rom, viele schöne Spiele, einem Dank an meine Gegner und die Organisatoren, stundenlange, herrliche Spielgeschichten am Abend(-lichen Lagerfeuer), ein Knöllchen von 50€, weil ich den Fahrschein zum Flughafen nicht entwertet hatte (ich glaube das ging allen nicht-Italienern so) und den Verdacht, das ich für die nächste ITC in das Team Österreich gesteckt werde.

Am Flughafen angekommen erwischte mich nun der Streik der Regionalbahnen.

 

 

Es kann ja nicht alles klappen.

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Imhotep / Andreas (Donnerstag, 11 September 2014 15:11)

    Team '' Rüstige Österreicher Rentner ''

    Ich hab's mal korregiert...

  • #2

    Bodo (Donnerstag, 11 September 2014 19:24)

    RÖR! Hört sich doch nicht schlecht an.

  • #3

    Imhotep / Andreas (Freitag, 12 September 2014 09:08)

    '' RÖHR! '' sieht aber besser aus...

    ...'' Rüstige Österreicher Hardcore Rentner ''

  • #4

    Bodo (Freitag, 12 September 2014 15:07)

    Tränen! Tränen über Tränen, verspüre ich.