Attriticon 2011 - der erste Tag

Normalerweise schreibt Bodo ja nach Turnieren seine herrlichen Spielberichte. Dieses Jahr konnte er allerdings beim Attriticon in Ulm nicht dabei sein, also dachte ich, übernehme ich mal diesen Part.

Zu entscheiden, welche Armee ich spielen sollte, fiel mir wie immer nicht leicht. Nach langem Hin und Her entschied ich mich schließlich für Later Crusader, aus zwei Gründen. Der erste war, dass diese Armee die Möglichkeit bietet, die Infanterie entweder in reinen Speerträger- und Armbrustschützeneinheiten aufzustellen, oder die beiden Truppentypen zu mischen. Da man beim Attriticon zwei verschiedene Aufstellungen einreichen darf, schien mir dies eine nette Option zu sein. Ich nahm also eine Aufstellung mit fünf reinen armoured Speerträgereinheiten (davon eine drilled), zwei Einheiten Armbrustschützen (auch hier eine drilled), einer Einheit Cavalry und drei Einheiten Rittern (wieder eine drilled) mit. Diese sollte gegen Nahkampfgegner zum Einsatz kommen. Die zweite Aufstellung hatte gemischte Infanterieeinheiten und war gegen Plänklerarmeen gedacht - solche gab es aber auf dem Turnier nicht, wie sich herausstellte, weshalb diese Aufstellung auch keine Verwendung finden sollte.

Der zweite Grund, die Kreuzfahrer zu nehmen war, dass ich es endlich an der Zeit fand, etwas gegen mein Kreuzfahrer-Trauma zu unternehmen, dass ich mir bei meinem ersten FoG-Turnier beim KoMiCon 2008 eingehandelt hatte. Later Crusader sind bestimmt keine gute Turnierarmee, aber etwas besseres als damals sollte sich doch erzielen lassen.

Auftakt

Früstück bei Martin
Früstück bei Martin

Wie in den letzten beiden Jahren auch schon hatte ich mich zum Attriticon bei Martin eingeladen, dessen Gästezimmer bisher immer eine angenehme und erholsame Nacht garantierte hatte. Diesmal waren wir gleich drei Koblenzer, denn Klaus und Andreas hatten sich ebenfalls entschieden, den Weg nach Ulm auf sich zu nehmen, und kamen ebenfalls bei Martin unter - ebenso wie Christopher, Ferdi und Sebastian und somit fast alle Turnierteilnehmer. Der gesellige Teil des Turnieres begann so schon am Freitag Abend, denn es waren ja fast alle Turnierteilnehmer bereits vor Ort. Der allgemeine Dank gilt Martin und vor allem seiner Frau, die sich an dieser Stelle als überdurchschnittlich tolerant erwies. Über die Nacht will ich nicht viel sagen, nur dass Andreas, mit dem ich mir das Zimmer teilte, offensichtlich sehr viel besser schlief als ich.

Das erste Spiel: Ferdi mit Medieval German City Leagues

Kurz nach Spielbeginn: Meine Infanterie auf dem Weg zu ihren neuen Positionen
Kurz nach Spielbeginn: Meine Infanterie auf dem Weg zu ihren neuen Positionen

In der ersten Runde spielte mir die Losfee Ferdi mit Medieval German City Leagues zu. Ich hatte einige Tage vorher noch mit Ferdi telefoniert, wobei er mir auch seine Aufstellung erklärte - nur dummerweise hatte ich sie mir nicht gemerkt. Das sollte sich als spielentscheidend herausstellen.

Ich rechnete nämlich mit einem Berg an Pikenieren, begleitet von einem weiteren Berg an Pikenieren. Die Chancen für meine gepanzerten Speerträger gegen Piken sind zwar nicht so schlecht, aber auch nicht wirklich gut. (Im Aufprall ist er besser, danach sind wir gleich, das Spiel ist für mich also durchaus riskant.) Mit meinen Rittern kann ich gegen Piken nur eins tun: weit weg bleiben. Also erdachte ich einen Plan: Ich wollte das Spielfeld mit leichtem Gelände (offene Felder und ähnliches) dicht machen. Die Kalkulation war, dass sowohl meine Infanterie als auch meine Ritter im Gelände weniger verlieren als seine Pikeniere. Zu meiner Überraschung legte auch Ferdi offene Felder. Ich wurde mißtrauisch, hielt aber an meinem Plan fest.

Nachdem das Gelände gelegt war lagen im Zentrum zwei große offene Felder, links auf gleicher Höhe ein weiteres offenes Feld, rechts lag am Rand eine Plantage. Im Effekt gab es also dichtes Gelände mit zwei Korridoren.

Ferdi hatte die Initiative, also begann ich mit dem Aufstellen und postierte gemäß Plan die Speerträger vor den zentralen Feldern, die Ritter postierte ich als Reserve dahinter. Links sollte eine Armbrustschützeneinheit unterstützt von einer Einheit Speerträger das Feld halten und so verhindern, dass Ferdis Piken ungehindert durch den linken Korridor vorstoßen könnten - zumindest sollte er eine Pike abstellen müssen, um mich dort in Schach zu halten. Im rechten Korridor sollte meine Kavallerie vorrücken, um Ferdi zu verlangsamen. Die drillend Armbrustschützen standen bereit, aus dem dortigen Gelände heraus zu schießen oder auch die Flanke zu neugieriger Gegner zu bedrohen.

Die unangenehme Überraschung kam recht spät beim Aufstellen. Ferdi postierte Piken vor beiden Korridoren und Kavallerie in der Reserve - das hatte ich erwartet. Doch dann kam Medium Foot (also geländegängige Infanterie), und zwar nicht wenig. Die schickte sich an, die Felder im Zentrum zu nehmen, wobei eine zusätzliche Unterstützung durch die Kavallerie jederzeit möglich war. Damit war mein Plan hinfällig, dann gegen die Medium Foot brauchte ich mit meinen Speerträgern im Gelände nicht anzutreten.

Ich beginne also sofort mit heftigstem Gefechtsfeldballett - die Speerträger wandern zum größten Teil vor den linken Korridor, nur eine Einheit ziehe ich nach rechts. Da meine Speerträger langsam sind und nur eine Einheit drilled ist dauert diese Manöver einige Runden, aber ich habe ja Zeit, bis Ferdis Truppen weit genug vorgerückt sind, um mich bedrohen zu können. Der Plan ist nun, die Piken links mit den Speerträgern hinter der Lücke im Gelände zu empfangen, die Ritter sollen vor dem Gelände stehen bleiben und in Empfang nehmen, was auch immer sich dort heraus wagt. Rechts - nun ja, für die rechte Flanke hatte ich zu diesem Zeitpunkt einfach kein wirkliches Konzept.

Der Rest ist einigermaßen schnell erzählt: Ferdi stößt links durch den Korridor vor und greift mit seinen Piken meine Speerträger an. Meine Einheiten im Gelände hält er mit einer Pike und einer herangezogenen Kavalliere so weit in Schach, dass ich die Flanke der anderen Pikeniere nicht fassen kann. Leider spiele ich hier etwas ungeschickt mit den Armbrustschützen und verliere dieses gegen die Kavalliere. Das Gefecht zwischen Piken und Speerträgern entwickelt sich erwartungsgemäß ausgeglichen - ich kann die beiden linken Piken in die Flucht schlagen, rechts (am Rand des Feldes) setzt sich Ferdi durch. Auf der rechten Flanke entwickelt sich ein ergebnisloses Geplänkel zwischen meinen Armbrustschützen und einer von Ferdis Piken. Die Kavallerie muss sich der Übermacht geschlagen geben.

Im Feld warten derweil Ferdis Einheiten so lange, bis er die rechte Flanke gewonnen hat, dann kommen sie raus um sich mit meinen nun ausflankierten (und eh zu sehr eingeengten) Rittern zu beschäftigen. Diese können zwar noch eine Medium Foot der Deutschen auf fragmented bringen, aber dann ist das Spiel 3,1:21,9 verloren.

 

Lektion 1: die Speerträger hielten sich gegen Piken so zäh wie erwartet, hier bestand Hoffnung für die späteren Spiele, denn Pikeniere gab es einige auf dem Turnier.

 

Lektion 2: hör' Deinen Freunden zu, wenn Du mit ihnen telefonierst.

 

Das zweite Spiel: Christopher mit Early Successor

Die Situation zu Spielbeginn
Die Situation zu Spielbeginn

In der zweiten Partie traf ich auf Christopher mit Early Successor. Es war also wieder mit einer Menge Piken zu rechnen. Dazu waren, je nach dem, für welche Variante Christopher sich entscheiden würde, entweder viel Medium Foot oder viele Elefanten zu erwarten. Beim Geländelegen war mir das zunächst egal: ich wollte dieses mal definitiv einen offenen Tisch, die Lektion gegen Ferdi hatte mir gereicht. Christopher wollte auch nur offene Felder, ich vermutete also, dass er gegen mich mit den Elefanten spielen würde (eine gute Wahl) und lag richtig. Die Felder blieben alle im rechten Drittel des Spielfeldes liegen, womit ich Platz genug hatte, eine Entscheidung auf der von mir gewünschten offenen Spielfläche zu suchen.

Mein einziges Problem war, dass meine Ritter (eigentlich meine Hauptwaffe) keinen Gegner hatten, an dem sie so recht Freude hätten. Mit Piken sollte sie sich tunlichst nicht anlegen, und Elefanten sind, zumindest wenn sie massiert eingesetzt werden, auch nicht erfreulicher.

Entsprechend stellte ich Christopher meine Speerträger in langer Reihe entgegen. Links verlängerte ich die Linie mit den gedrillten Armbrustschützen des Templerordens und der Kavallerie. Die zweite Einheit Armbrustschützen hielt ich ebenso wie die Ritter hinter den Speerträgern in Reserve.

Christopher stellte mir eine Reihe aus fünf Einheiten Pikenieren entgegen, von denen eine superior war. Damit war meine Infanterielinie schon mal länger - es gab Hoffnung, dass die Overlaps sich auszahlen würden. Zusätzlich hatte er einige Plänkler, zwei Einheiten Medium Foot und zwei Einheiten Kavallerie, die er alle hinter den Feldern rechts postierte. Diesmal würden aber meine Ritter in der Reserve ausreichen, um die Flanke meine Speerträger zu schützen, denn sollte er die Felder verlassen, müsste ich eigentlich überlegen sein. (Im Gegensatz zur Vorrunde hatte ich genug Zeit und Raum, die Ritter auszurichten.) Sorgen machten mir alleine seine Elefanten - doch diese Sorge nahm mir Christopher. Eine Elefanteneinheit verlängerte seine Infanterieline auf der rechten Seite. Dort würden sie voraussichtlich auf meine Speere treffen, was für beide Seiten etwa gleich gefährlich war. Die anderen beiden Einheiten hielt er hinter den Piken als Reserve zurück. Damit waren meine Ritter zum Glück zunächst vor seinen Dickhäutern sicher.

Im Zentrum entwickelte sich die Partie zunächst intuitiv: wird rückten beide mit eindeutigen Absichten aufeinander zu. Links zog Christopher eine der beiden Elefanteneinheiten und eine Lanzenkavallerie als Flankenschutz nach außen. Dies konterte ich mit den Armbrustschützen, der Kavallerie und einer Einheit Ritter aus der Reserve. Damit war meine Überlegenheit auf der Flanke prinzipiell gesichert. Ein wenig Glück beschleunigt die Sache noch: meine Armbrustschützen und die Reiter konzentrierten ihren Beschuss auf die Elefanten und hatten Würfelglück. Die Elefanten hatten Pech, verloren ein Element und waren damit aus dem Spiel. Christophers Kavallerie legte sich derweil mit meinen Rittern an und war wenig später erwartungsgemäß ebenfalls aus dem Spiel - allerdings verlor ich hier einen General. Damit war Christophs linke Flanke offen.

Die Schlussphase der Partie
Die Schlussphase der Partie

Die zweite Einheit Elefanten aus der Reserve zog Christopher nach rechts, so dass ich es dort nun mit zwei Elefanteneinheiten zu tun hatte. Ich konnte schnell genug meine Armbrustschützen aus der Reserve nach rechts verschieben um dort die Linie zu verlängern, denn ich hatte keine Lust, dass meine Ritter mit den Elefanten fangen spielten. Ansonsten spielten wir beide auf dieser Seite recht verhalten. Vor allem kam Christophers Medium Foot nicht weit genug durch das Gelände, um das Geschehen ernsthaft zu beeinflussen.

Die Elefanten kamen derweil näher, aber zu meinem Glück hintereinander, was sie doch erheblich schwächte. Die erste Einheit konnte ich mit den Armbrüsten erschießen, die zweite schaffte es dann in den Nahkampf mit meinen Armbrüsten. Dieser Kampf war nun recht fair - er war besser, ich hatte mehr Elemente - und zog sich demnach eine Weile, und zwar lange genug um meinen Ordensrittern die Chance zu geben, sich in der Flanke der Elefanten aufzubauen. Zu einer Attacke sollte es aber nicht mehr kommen, denn mittlerweile hatte sich die Schlacht im Zentrum entschieden.

Hier hatte ich den Vormarsch gestoppt, nachdem ich nah genug war, um seine Piken schnell bedrohen zu können, sollte er sich entscheiden, sie auch noch in das linke Flankengefecht zu werfen. Ansonsten wollte ich erst warten, bis das Gefecht auf der linken Flanke entschieden war und ich hoffentlich dort ein paar Einheiten frei hatte. Christopher zögerte hier zu lange. Als er sich schließlich zu einem Angriff entschloss, war die linke Flanke bereits entschieden. Bei normalem Verlauf hätte sich das Gefecht Speere gegen Piken so lange gezogen, dass meine nun freien Einheiten seine Piken aus der Flanke hätten abräumen können - aber dazu kam es nicht mehr.

Ich hatte nämlich beim Aufeinandertreffen der Infanterie Würfelglück und gewann - entgegen der Stochastik - den Impact, worauf Christophs Piken sich teilweise entschlossen, Morallevel zu verlieren. Im anschließenden Melee war ich dadurch nun überlegen. Christophs Würfel beschleunigten so das Ende einer eh bereits entschiedenen Partie. Eine kleine Schocksekunde gab es für mich allerdings noch: Ich verlor in der Infanterielinie in einer Runde zwei weitere Generäle. Da der letzte verbliebene General im Nahkampf der Armbrustschützen gegen die Elefanten gebunden war, hätte mich das durchaus noch einmal merkbar geschwächt - aber genau in dieser Nahkampfrunde verlor Christopher den entscheidenden 14ten Attritionpoint, weshalb der Verlust meiner Generäle keine Auswirkungen mehr auf das Spiel hatte. Ich hatte lediglich eine Einheit Speerträger im Zentrum verloren, und so endete das Spiel 23,2:1,8.

 

Lektion 1: Armbrüste sind super gegen Elefanten.

 

Lektion 2: Zumindest meine Generäle leben in diesem Spiel bisweilen gefährlich.

 

-> zur Beschreibung des zweiten Tages

 

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